Ehemalige DDR

1945-1947
Das erste System

Motorrad-Schild der Nachkriegszeit.
„TF“ stand für „Thüringen Freistaat“.
Zu erkennen ist auch ein rotes Siegel. Aufschrift: „Land Thüringen Reg. 1947“

„SP“ hieß „Sachsen Provinz“. 

Die damals übliche und weitverbreitetste Farbgebung war schwarz auf weiß. Über Sondernummern ist mir nicht viel bekannt.


1948-1953
Das Einheitssystem der Besatzungszonen

SB = Sowjetische Besatzungszone Brandenburg,
36 = Landkreis Teltow in Mahlow,
ein beidseitig bemaltes vorderes Motorradkennzeichen

SL = Sowjetische Besatzungszone Sachsen Land
22 = Dresden

Die Code-Liste für die fünf östlichen Länder:

GBGroß-Berlin (Ost-Sektoren)
SBSowjetische Besatzungszone Brandenburg
SLSowjetische Besatzungszone Sachsen (Leipzig)
SMSowjetische Besatzungszone Mecklenburg
SNSowjetische Besatzungszone Sachsen-Anhalt
STSowjetische Besatzungszone Thüringen

1953

Neue Kennzeichen anhand der 15 neu gebildeten Bezirke wurden eingeführt. Jedem Bezirk wurden maximal 2 Buchstaben zugeteilt:

A: Bezirk Rostock
B: Bezirk Schwerin
C: Bezirk Neubrandenburg
D/P: Bezirk Potsdam
E: Bezirk Frankfurt/O.
F/L: Bezirk Erfurt
H/M: Bezirk Magdeburg
I: Bezirk Berlin
K/V: Bezirk Halle
N: Bezirk Gera
O: Bezirk Suhl
R/Y: Bezirk Dresden
S/U: Bezirk Leipzig
T/X: Bezirk Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)
Z: Bezirk Cottbus

Verschiedene Macharten:

„R“ war der Bezirk Dresden
Format 380 x 125 mm aus Eisenblech und handbemalt

„L“ stand für den Bezirk Erfurt
Format 430 x 160 mm aus Aluminium. Der Rand ist geprägt, die Aufschrift gedruckt

„X“ für den Bezirk Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
Format 400 x 135 mm, komplett geprägt mit gelbem Plastik-Siegel 1963-68


bis 1975

…hatten die Schilder der normalen Serie für PKW das Format 430 x 110 mm. Die hinteren Schilder für LKW 325 x 200 mm und die für Motorräder 220 x 125 mm jeweils mit abgeschnittenen oberen Ecken. Die Unterscheidungsnummer war in der Regel aufgedruckt. Meistens wurden die Schilder aus Eisenblech gefertigt.

„X“ für den Bezirk Karl-Marx-Stadt
Grünes Plastiksiegel 1973 – 75,
Das komplette Schild ist handgemalt

„H“ für den Bezirk Magdeburg
Blaues Plastiksiegel 1975 – 80
Ein Kunststoffkennzeichen, auch die Zahlen und Buchstaben sind aus Kunststoff aufgesetzt

Hinteres LKW-Schild:

„L“ für den Bezirk Erfurt mit grünem Plastiksiegel 1973 – 75
komplett bedrucktes Kennzeichen

Motorradkennzeichen:

„E“ stand für den Bezirk Frankfurt/Oder und im Heißprägesystem geprägt.
Zu erkennen sind außerdem im Kreis zwischen den Buchstaben die Löcher, durch die die damaligen Plastikprägemarken gesteckt und von hinten „verschweißt“ wurden.


ab 1976

… hatte man sich bei Schildern der normalen Serie für PKW auf das Format 450 x 90 mm geeinigt. Die hinteren Schilder für LKW 310 x 170 mm, und die für Motorräder 230 x 130 mm. Der Dreibuchstaben-Code wurde in den meisten Bezirken 1974 eingeführt, als die Kombinationsmöglichkeiten mit zwei Buchstaben an ihre Grenzen stießen. Die Unterscheidungsnummern waren meist aufgeklebt und die Schilder aus Eisenblech gefertigt. Die Bleche rosteten sehr schnell und waren nicht reflektierend. Es gab allerdings trotzdem auch immer wieder andere Arten.

„L“ für den Bezirk Erfurt,
Kein Klebesiegel, es handelt sich also um ein ehem. vorderes Kennzeichen

„N“ für den Bezirk Gera,
merkwürdigerweise trotz Einkerbung ohne Klebesiegel
Der 2. und 3. Buchstabe in Verbindung mit einem bestimmten Nummernkontingent einer Buchstabenkombination gab Auskunft über den genauen Kreis. NGA 0-01 bis NGZ 9-99 war z.B. Kreis Jena im Bezirk Gera.

„O“ für den Bezirk Suhl
rotes Klebesiegel seit 1987

Motorradkennzeichen:
In der 1. Zeile die Bezirksbezeichnung, in der 2. Zeile die Ziffernkombination, die laut „Kennzeichenschlüssel“ für die Fahrzeugart „Motorrad“ (Fz-Art 1) für den jeweiligen Kreis vorgesehen war. In diesem Fall war das Motorrad im ehem. Kreis Stadtroda (Bezirk Gera) zugelassen. Dort bekamen Motorräder Nummernkombinationen von NF 32-41 bis NF 39-00

Auf dem hinteren Kennzeichen musste das Wappen der DDR aufgeklebt sein:

Das DDR-Wappen mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz als Symbol für den
Arbeiter- und Bauernstaat.
Die „Prägemarke“ der Kfz-Schilder hier als Abziehbild, löste die Plastikplaketten ab 1976 ab. Diese wechselten jährlich die Farbe und waren die Kennzeichnung für durchgeführte Inspektionen.


Kennzeichen aus der Zeit der „Wende“

„Y“ für den Bezirk Dresden
Neu ist hier das Übergangssiegel aus der Zeit der Wiedervereinigung westdeutsche Machart, zu dieser Zeit meist einheitlich mit PKW-Symbol statt Kreis- oder Stadtwappen

„H“ für den Bezirk Magdeburg (zweizeiliges Schild)
Ab 1991 (meines Wissens) wurden die Kennzeichen bereits nach „westdeutscher Art“ auf ebenfalls schon „westdeutsche“ DIN-Standartschilder geprägt. Lediglich die Aufschrift blieb nach bisherigem Muster.
Auch hier ist das Übergangssiegel aus der Zeit der Wiedervereinigung mit PKW-Symbol zu sehen.

„N“ für den Bezirk Gera. Auch dieses Kennzeichen ist bereits nach „westdeutscher Art“ auf dem deutschen DIN-Standartschild geprägt. Lediglich die Aufschrift blieb nach bisherigem Muster bis 1992.

Ein weiteres Beispiel: DDR-Kombination nach DIN-Art aus der „Wende-Zeit“.

Sehr seltenes rotes Überführungskennzeichen aus Berlin (Ost) in DIN

Ab 1991 wurde das westdeutsche Kennzeichensystem für den Osten Deutschlands übernommen. Im Zuge der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden die ehemaligen 5 Bundesländer neu gegründet und anhand der Kreise ebenfalls bis zu dreistellige Unterscheidungszeichen festgelegt. In den Jahren 1994/1995 erfolgte dann im Osten Deutschlands die erste umfassende Kreis- und Gebietsreform, in der die ehemals sehr kleinen DDR-Kreise den bundesdeutschen Richtlinien angepaßt wurden. Aus 2-3 Kreisen wurde also 1 neuer Großkreis (wie es damals hieß).
Für meine Region hieß das z.B. folgendes:
Der ehemalige Kreis Eisenberg (EIS), der ehem. Kreis Stadtroda (SRO) und der ehem. Landkreis Jena (J-A 1 bis J-Z 9999) verschmolzen zum neuen Saale-Holzland-Kreis (SHK). Die Stadt Jena ist seitdem kreisfrei und eigenständig, hat aber das „J“ behalten (nur noch J-AA 1 bis J-ZZ 999).
Die meisten der 1991 ins Leben gerufenen neuen Kennzeichenkürzel hatten also nur eine kurze Lebensdauer. Viele von denen sind seit 2012 optional wieder erhältlich.


Sonderkennzeichen

„VA“ war die Abkürzung für „Nationale Volksarmee“.
Diese Kennzeichen trugen alle Militärfahrzeuge der DDR.

Ein Motorradkennzeichen der Nationalen Volksarmee der DDR. Die erste zweistellige Ziffer bezeichnete meines Wissens nach die Dienststelle, die zweite Nummer war fortlaufend.

„VP“ senkrecht am linken Rand: Das waren die Kennzeichen der „Deutschen Volkspolizei“.
Die erste Ziffer gab den Bezirk an (die 10 stand für Gera), die vierstellige Nummer nach dem Trennstrich war fortlaufend. Welche Ziffer welchem Bezirk zugeteilt war, finden sie weiter unten.

Ein Motorradkennzeichen der Volkspolizei. Bei älteren Schildern (bis 70er Jahre) stand das „VP“ noch nebeneinander, ebenso auf den Motorradschildern.
Die 14 stand für den Bezirk Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz).

In der Nachwendezeit bis zur deutschen Wiedervereinigung wurde das „V“ auf den Polizeikennzeichen teils weggelassen. Zu erkennen ist hier auch schon eine bundesdeutsche Prüfplakette von 1993.

Codierungs-Liste der Einsatzfahrzeuge der Volkspolizei:

Die Grenztruppen hatten, wie die Bundespolizei heute, natürlich auch eigene Schilder.
Das „GT“ stand für Grenztruppen, die erste Ziffer bezeichnete den Bezirk und die zweite vierstellige Zahl war fortlaufend.

Kurz nach der Wende benannte der damalige Verteidigungsminister Rainer Eppelmann die „Grenztruppen“ in „Grenzschutz“ um, die Folge waren nun „GS“-Kennzeichen, nach demselben Muster wie bisher.

Gesellschaft für Sport und Technik (GST):

Die GST gab es seit 1952. Sie war ein Anlaufpunkt für Jugendliche, deren Interessen der Freizeitgestaltung im Wehrsportbereich lagen. Die GST hatte Anfang der 1980 ca. 550.000 Mitglieder und galt als eigene Organisation.
Sie verfügte demnach auch über eigene Fahrzeuge und Kennzeichen.

Die Besonderheit an den GST-Kennzeichen war zum Ersten die auffällige (eigentlich) gelbe Farbe,
und zum Zweiten, daß der Kennbuchstabe für den Bezirk allein verwendet wird. Die Ziffern waren fortlaufend. Hierbei handelte es sich also um ein Fahrzeug des Bezirkes Magdeburg.

Ein Motorradkennzeichen, bzw. Heckkennzeichen eines LKW der GST.
Auch auf den Sonderkennzeichen sind deutlich die Prägemarken in Form des Staatswappens der DDR zu erkennen.

00Berlin
01Rostock
02Schwerin
03Neubrandenburg
04Potsdam
05Frankfurt/Oder
06Cottbus
07Magdeburg
08Halle
09Erfurt
10Gera
11Suhl
12Dresden
13Leipzig
14Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)

Überführungskennzeichen rot auf weiß, sechsstellig. DDR-Wappen über dem Trennstrich. Anfangsbuchstabe „I“ stand für den Bezirk Berlin.

Diplomaten-Kennzeichen („Corps Diplomatique“) weiß auf rot, sechsstellig.
Original ist das DDR-Wappen über dem Trennstrich. Die erste Ziffer bezeichnete das Land des Diplomaten (in diesem Fall die USA), Ziffer 2 war fortlaufend.

CY trugen Dienst- und Privatfahrzeuge von in der Botschaft tätigen Personen, die nicht zum direkt dem diplomatischen Personal zugehörig waren, d. h. administratives und technisches Personal.
Das Spezialsiegel ist hier leider nicht mehr vorhanden.

„QB“ oder auch „QX“ trugen Fahrzeuge von offiziellen Industrievertretungen, Außenhandelsniederlassungen und kommerziellen Büros. Auch hier gibt die 1. zweistellige Ziffer Auskunft über das Land des Vertreters, in diesem Fall stand beispielsweise die 14 für Ex-Jugoslawien.

Schwarze „Q“-Kennzeichen mit weißer Schrift wurden außerdem vergeben für:

· für Dienstfahrzeuge und persönliche Fahrzeuge in der DDR akkreditierter ausländischer Korrespondenten (QA)
· für Dienstfahrzeuge und persönliche Fahrzeuge der Mitarbeiter von anderen Einrichtungen und Betrieben (QD)


Quellennachweise:
– TF 38-17; SP-4-69-77; SB 36-0740; SL 22-3640; RK 46-50; LF 50-71; XN 68-29; XG 78-07; HL 22-46; LS 78-75; YGU 2-27; HA 29-51; VA 99-5088; VP 14-0024; P 02-0089: www.hegis.de
– Codierungsliste der VP: www.hermsdorf-regional.de (interne VP-Unterlagen)
– GT 10-0840; GS 10-1219; H 56-10; N 00-07; CY 05-04; QB 14-24: www.hegis.de