Das neue Verkehrsmittel Auto führte schon vor der Jahrhundertwende zu einigen Problemen. So mußten erstmals Verkehrsregeln, Schilder und auch schließlich Kfz-Kennzeichen eingeführt werden, um den Verkehr zu organisieren und die Fahrzeuge zu erfassen.
1901 gab es die ersten Verordnungen zur Kennzeichnung von Automobilen und Zweirädern. Allerdings machte dies jedes der damaligen Länder anders. Bis auf eines: die heutige Form war schon damals in etwa erkennbar. Die Kennzeichen waren in Größe, Form und Farbe mit den heutigen sehr ähnlich.
1909/1910 schließlich regelte ein neues Reichsgesetz eine einheitliche Regelung:
Das „Heimatzeichen“ (heute Unterscheidungszeichen) kennzeichnete das Gebiet, in dem das Fahrzeug registriert war. Das Heimatzeichen war eine Kombination aus römischen Ziffern mit teils Großbuchstaben. Manchmal auch ohne römische Ziffer – oder ohne Großbuchstaben. Es folgte ein Trennstrich und die Erkennungsnummer. Das heutige System läuft noch immer nach demselben Muster.
Der 1. Weltkrieg konnte dem ersten deutschen Nummernsystem nichts anhaben, trotz territorialer Veränderungen. Ein paar Kennzeichen fielen weg, andere Herzogtümer schlossen sich zusammen (ähnlich heutiger Kreisverwaltungsreformen oder Kreisfusionen). So gründete sich z.B. erstmals das Land Thüringen, ehem. bestehend aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (S), den Herzogtümern Sachsen-Meiningen (SM), Sachsen-Altenburg (SA) und Sachsen-Coburg-Gotha (CG) sowie die Fürstentümer Reuß ältere Linie (RA), Reuß jüngere Linie (RJ), Schwarzburg-Sondershausen (SS) und Schwarzburg-Rudolstadt (SR).
Auch Sonderkennzeichen für überregionale Großfirmen und die Reichswehr wurden eingeführt.
Liste der Heimatzeichen nach dem 1. Weltkrieg
Anhalt: | A |
Baden: | IV B |
Bayern: | |
Stadtbezirk München | II A |
Regierungsbezirk Oberbayern | II B |
Regierungsbezirk Niederbayern | II C |
Regierungsbezirk Pfalz | II D |
Regierungsbezirk Oberpfalz | II E |
Regierungsbezirk Oberfranken | II H |
Stadtbezirke Nürnberg & Fürth | II N |
Regierungsbezirk Mittelfranken | II S |
Regierungsbezirk Unterfranken | II U |
Regierungsbezirk Schwaben & Neuburg | II Z |
Braunschweig: | B |
Freistaat Sachsen: | |
Kreishauptmannschaft Bautzen | I |
Kreishauptmannschaft Dresden | II |
Kreishauptmannschaft Leipzig | III |
Kreishauptmannschaft Chemnitz | IV |
Kreishauptmannschaft Zwickau | V |
Oldenburg: | O |
Landesteil Oldenburg (bis 1937) | O I |
Landesteil Lübeck (bis 1937) | O II |
Landesteil Birkenfeld (bis 1937) | O III |
Preußen: | I |
Landespolizeibezirk Berlin | I A |
Grenzmark Posen-Westpreußen | I B |
Provinz Ostpreußen | I C |
Provinz Brandenburg | I E |
Provinz Pommern | I H |
Provinz Ober- und Niederschlesien | I K |
Regierungsbezirk Sigmaringen | I L |
Provinz Sachsen | I M |
Provinz Schleswig-Holstein | I P |
Provinz Hannover | I S |
Provinz Hessen-Nassau | I T |
Provinz Westfalen | I X |
Regierungsbezirk Düsseldorf | I Y |
sonstige Rheinprovinz | I Z |
Saarland (seit 1935): | SAAR |
Schaumburg-Lippe: | SL |
Thüringen: | Th |
Waldeck (ab 1928): | W |
Württemberg: | III |
Polizeipräsidium Stuttgart | III A |
Neckarkreis (Backnang, Besigheim, Böblingen, Brackenheim, Eßlingen) | III C |
Neckarkreis (Heilbronn, Leonberg, Ludwigsburg, Marbach, Maulbronn) | III D |
Neckarkreis (Neckarsulm, Vaihingen, Waiblingen) | III E |
Schwarzwaldkreis (Balingen, Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Horb, Nagold) | III H |
Schwarzwaldkreis (Neuenbürg, Nürtingen, Oberndorf, Reutlingen, Rottenburg) | III K |
Schwarzwaldkreis (Rottweil, Spaichingen, Sulz, Tübingen, Tuttlingen, Urach) | III M |
Jagstkreis (Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn) | III P |
Jagstkreis (Gmünd, Hall, Heidenheim, Künzelsau) | III S |
Jagstkreis (Mergentheim, Neresheim, Öhringen, Schorndorf, Welzheim) | III T |
Donaukreis (Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Geislingen, Göppingen, Kirchheim) | III X |
Donaukreis (Laupheim, Leutkirch, Münsingen, Ravensburg, Riedlingen) | III Y |
Donaukreis (Saulgau, Tettnang, Ulm, Waldsee, Wangen) | III Z |
Bis zur Wiedereingliederung in das Deutsche Reich hatte das Saarland sogar ein eigenes Nationalitätskennzeichen
Einige Fotos:
Regierungsbezirk Oberbayern
Landespolizeibezirk Berlin
Provinz Sachsen
(Abb. oben: Motorradschild)
Provinz Schleswig-Holstein (Motorrad)
sonstige Rheinprovinz
Thüringen
Waldeck (Motorrad)
1919 – 1933
Weimarer Republik
Beispiele für frühere Thüringer Kennzeichen
der Weimarer Republik.
„Th“ stand für das damalige Land Thüringen.
Die Ziffern wurden fortlaufend vergeben.
Sonderkennzeichen:
DR | Deutsche Reichsbahn |
OT | Organisation Todt |
Pol | Polizei |
RAD | Reichsarbeitsdienst |
RK | Deutsches Rotes Kreuz |
RP | Reichspost |
RW | Reichswehr |
SS | Schutzstaffel |
WH | Wehrmacht Heer |
WL | Wehrmacht Luftwaffe |
WM | Wehrmacht Kriegsmarine |
Foto:
Wehrmacht Luftwaffe (Motorradkennzeichen)
1938:
Eingliederung Österreich/
Tschechoslowakei
Mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich am 13.03.1938 wurden die dortigen Vorschriften und Regelungen zu den Kfz-Kennzeichen übernommen, obwohl die Schilder umgekehrt der deutschen Version ausgeführt waren – weiß auf schwarz.
Diese Art und Ausführung der Kennzeichen in Österreich wurde bis Anfang der 1990er beibehalten. Nach den Unterscheidungszeichen folgten bei Zivilfahrzeugen bis zu 6stellige fortlaufende Nummern.
W | Wien |
Nd | Niederdonau |
Od | Oberdonau |
Sb | Salzburg |
St | Steiermark |
K | Kärnten |
TV | Tirol-Vorarlberg |
Als die damalige Tschechoslowakei im Herbst 1938 die Abtretung des Sudetenlandes erzwang, wurde dort das Kennzeichen „S“ – „Bereich der Regierungsbezirke Karlsbad, Aussig und Troppau2 eingeführt. Gebiete, die später jeweils an die deutschen Nachbarländer Preußen, Bayern und Österreich angegliedert wurden, erhielten die jeweils dort geltenden Kennzeichen. Nach der gewaltsamen Annexion der restlichen Gebiete der Tschechoslowakei am 15.03.1939 wurde das „Protektorat Böhmen und Mähren“ geschaffen, in dem die folgenden Kfz-Kennzeichen galten.
PA | Land Böhmen |
PB | Land Mähren-Schlesien |
PC | Bahn- und Postverwaltung |
PD | Stadt Prag |
PS | Sicherheitsorgane |
PV | Verwaltung |
1939:
Eingliederung von Polen
Nach dem Beginn des 2. Weltkrieges und dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen wurden im Oktober 1939 Teile Polens dem Deutschen Reich angegliedert. Diejenigen Gebiete, die den Provinzen Ostpreußen und Schlesien zugeteilt wurden, erhielten wieder die dort geltenden Kfz-Kennzeichen. Die übrigen Gebiete wurden in zwei Reichsgaue eingeteilt:
P | Reichsgau Wartheland |
DW | Reichsgau Danzig-Westpreußen |
Aus den restlichen polnischen besetzten Gebieten wurde das Generalgouvernement gebildet, in dessen Distrikten folgende Kfz-Kennzeichen benutzt werden mußten:
Ost I | Distrikt Krakau |
Ost II | Distrikt Radom |
Ost III | Distrikt Lublin |
Ost IV | Distrikt Warschau |
Ost V | Distrikt Galizien |