Geschichte bis 1949

Das neue Verkehrsmittel Auto führte schon vor der Jahrhundertwende zu einigen Problemen. So mußten erstmals Verkehrsregeln, Schilder und auch schließlich Kfz-Kennzeichen eingeführt werden, um den Verkehr zu organisieren und die Fahrzeuge zu erfassen.
1901 gab es die ersten Verordnungen zur Kennzeichnung von Automobilen und Zweirädern. Allerdings machte dies jedes der damaligen Länder anders. Bis auf eines: die heutige Form war schon damals in etwa erkennbar. Die Kennzeichen waren in Größe, Form und Farbe mit den heutigen sehr ähnlich.
1909/1910 schließlich regelte ein neues Reichsgesetz eine einheitliche Regelung:
Das „Heimatzeichen“ (heute Unterscheidungszeichen) kennzeichnete das Gebiet, in dem das Fahrzeug registriert war. Das Heimatzeichen war eine Kombination aus römischen Ziffern mit teils Großbuchstaben. Manchmal auch ohne römische Ziffer – oder ohne Großbuchstaben. Es folgte ein Trennstrich und die Erkennungsnummer. Das heutige System läuft noch immer nach demselben Muster.
Der 1. Weltkrieg konnte dem ersten deutschen Nummernsystem nichts anhaben, trotz territorialer Veränderungen. Ein paar Kennzeichen fielen weg, andere Herzogtümer schlossen sich zusammen (ähnlich heutiger Kreisverwaltungsreformen oder Kreisfusionen). So gründete sich z.B. erstmals das Land Thüringen, ehem. bestehend aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (S), den Herzogtümern Sachsen-Meiningen (SM), Sachsen-Altenburg (SA) und Sachsen-Coburg-Gotha (CG) sowie die Fürstentümer Reuß ältere Linie (RA), Reuß jüngere Linie (RJ), Schwarzburg-Sondershausen (SS) und Schwarzburg-Rudolstadt (SR).
Auch Sonderkennzeichen für überregionale Großfirmen und die Reichswehr wurden eingeführt.

Liste der Heimatzeichen nach dem 1. Weltkrieg

Anhalt:A
Baden:IV B
Bayern:
Stadtbezirk MünchenII A
Regierungsbezirk OberbayernII B
Regierungsbezirk NiederbayernII C
Regierungsbezirk PfalzII D
Regierungsbezirk OberpfalzII E
Regierungsbezirk OberfrankenII H
Stadtbezirke Nürnberg & FürthII N
Regierungsbezirk MittelfrankenII S
Regierungsbezirk UnterfrankenII U
Regierungsbezirk Schwaben & NeuburgII Z
Braunschweig:B
Freistaat Sachsen:
Kreishauptmannschaft BautzenI
Kreishauptmannschaft DresdenII
Kreishauptmannschaft LeipzigIII
Kreishauptmannschaft ChemnitzIV
Kreishauptmannschaft ZwickauV
Oldenburg:O
Landesteil Oldenburg (bis 1937)O I
Landesteil Lübeck (bis 1937)O II
Landesteil Birkenfeld (bis 1937)O III
Preußen:I
Landespolizeibezirk BerlinI A
Grenzmark Posen-WestpreußenI B
Provinz OstpreußenI C
Provinz BrandenburgI E
Provinz PommernI H
Provinz Ober- und NiederschlesienI K
Regierungsbezirk SigmaringenI L
Provinz SachsenI M
Provinz Schleswig-HolsteinI P
Provinz HannoverI S
Provinz Hessen-NassauI T
Provinz WestfalenI X
Regierungsbezirk DüsseldorfI Y
sonstige RheinprovinzI Z
Saarland (seit 1935):SAAR
Schaumburg-Lippe:SL
Thüringen:Th
Waldeck (ab 1928):W
Württemberg:III
Polizeipräsidium StuttgartIII A
Neckarkreis (Backnang, Besigheim, Böblingen, Brackenheim, Eßlingen)III C
Neckarkreis (Heilbronn, Leonberg, Ludwigsburg, Marbach, Maulbronn)III D
Neckarkreis (Neckarsulm, Vaihingen, Waiblingen)III E
Schwarzwaldkreis (Balingen, Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Horb, Nagold)III H
Schwarzwaldkreis (Neuenbürg, Nürtingen, Oberndorf, Reutlingen, Rottenburg)III K
Schwarzwaldkreis (Rottweil, Spaichingen, Sulz, Tübingen, Tuttlingen, Urach)III M
Jagstkreis (Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn)III P
Jagstkreis (Gmünd, Hall, Heidenheim, Künzelsau)III S
Jagstkreis (Mergentheim, Neresheim, Öhringen, Schorndorf, Welzheim)III T
Donaukreis (Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Geislingen, Göppingen, Kirchheim)III X
Donaukreis (Laupheim, Leutkirch, Münsingen, Ravensburg, Riedlingen)III Y
Donaukreis (Saulgau, Tettnang, Ulm, Waldsee, Wangen)III Z

Bis zur Wiedereingliederung in das Deutsche Reich hatte das Saarland sogar ein eigenes Nationalitätskennzeichen

Einige Fotos:

Regierungsbezirk Oberbayern

Landespolizeibezirk Berlin

Provinz Sachsen
(Abb. oben: Motorradschild)

Provinz Schleswig-Holstein (Motorrad)

sonstige Rheinprovinz

Thüringen

Waldeck (Motorrad)


1919 – 1933
Weimarer Republik

Beispiele für frühere Thüringer Kennzeichen
der Weimarer Republik.

„Th“ stand für das damalige Land Thüringen.
Die Ziffern wurden fortlaufend vergeben.

Sonderkennzeichen:

DRDeutsche Reichsbahn
OTOrganisation Todt
PolPolizei
RADReichsarbeitsdienst
RKDeutsches Rotes Kreuz
RPReichspost
RWReichswehr
SSSchutzstaffel
WHWehrmacht Heer
WLWehrmacht Luftwaffe
WMWehrmacht Kriegsmarine

Foto:

Wehrmacht Luftwaffe (Motorradkennzeichen)


1938:
Eingliederung Österreich/
Tschechoslowakei

Mit der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich am 13.03.1938 wurden die dortigen Vorschriften und Regelungen zu den Kfz-Kennzeichen übernommen, obwohl die Schilder umgekehrt der deutschen Version ausgeführt waren – weiß auf schwarz.
Diese Art und Ausführung der Kennzeichen in Österreich wurde bis Anfang der 1990er beibehalten. Nach den Unterscheidungszeichen folgten bei Zivilfahrzeugen bis zu 6stellige fortlaufende Nummern.

WWien
NdNiederdonau
OdOberdonau
SbSalzburg
StSteiermark
KKärnten
TVTirol-Vorarlberg
Bis dahin, und auch wieder nach dem 2. Weltkrieg als souveräner eigenständiger Staat trug Österreich das Nationalitätskennzeichen „A“.

Als die damalige Tschechoslowakei im Herbst 1938 die Abtretung des Sudetenlandes erzwang, wurde dort das Kennzeichen „S“ – „Bereich der Regierungsbezirke Karlsbad, Aussig und Troppau2 eingeführt. Gebiete, die später jeweils an die deutschen Nachbarländer Preußen, Bayern und Österreich angegliedert wurden, erhielten die jeweils dort geltenden Kennzeichen. Nach der gewaltsamen Annexion der restlichen Gebiete der Tschechoslowakei am 15.03.1939 wurde das „Protektorat Böhmen und Mähren“ geschaffen, in dem die folgenden Kfz-Kennzeichen galten.

PALand Böhmen
PBLand Mähren-Schlesien
PCBahn- und Postverwaltung
PDStadt Prag
PSSicherheitsorgane
PVVerwaltung
Bis dahin, und auch wieder nach dem 2. Weltkrieg als souveräner sozialistischer Staat trug die Tschechoslowakei das Nationalitätskennzeichen „CS“

1939:
Eingliederung von Polen

Nach dem Beginn des 2. Weltkrieges und dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen wurden im Oktober 1939 Teile Polens dem Deutschen Reich angegliedert. Diejenigen Gebiete, die den Provinzen Ostpreußen und Schlesien zugeteilt wurden, erhielten wieder die dort geltenden Kfz-Kennzeichen. Die übrigen Gebiete wurden in zwei Reichsgaue eingeteilt:

PReichsgau Wartheland
DWReichsgau Danzig-Westpreußen

Aus den restlichen polnischen besetzten Gebieten wurde das Generalgouvernement gebildet, in dessen Distrikten folgende Kfz-Kennzeichen benutzt werden mußten:

Ost IDistrikt Krakau
Ost IIDistrikt Radom
Ost IIIDistrikt Lublin
Ost IVDistrikt Warschau
Ost VDistrikt Galizien
Bis dahin, und auch wieder nach dem 2. Weltkrieg als souveräner sozialistischer Staat trug Polen das Nationalitätskennzeichen „PL“